Macht und Moderne by Felix Lee

Macht und Moderne by Felix Lee

Autor:Felix Lee
Die sprache: deu
Format: epub, azw3, mobi
Herausgeber: BEBUG
veröffentlicht: 2014-01-26T05:00:00+00:00


Maos Tod

Zwar war das Verhältnis zwischen Mao und Deng zuletzt von Zwistigkeiten und Misstrauen bestimmt. Mao war ihm dennoch die meiste Zeit wohlgesinnt gewesen. Selbst nachdem Deng das dritte Mal in Ungnade gefallen war, ließ Mao ihn nicht völlig im Stich. Als Dengs Frau im Juli an einer Augenentzündung erkrankte, bat Deng Hua Guofeng und Mao um eine spezielle Behandlung in einem berühmten Pekinger Militärkrankenhaus. Persönlich antwortete ihm Mao nicht, erteilte ihm aber die Erlaubnis.140 Auch als Deng Ende Juni darum bat, in sein altes Haus in der Pekinger Kuang-Straße zurückkehren zu können, wurde ihm dieser Wunsch erfüllt. Mao verfügte zudem in seinem letzten Willen, dass nach seinem Tod Deng und seiner Familie nichts zustoßen dürfe.

Mao hatte sich in den Jahrzehnten an der Spitze der Partei mehrfach von Deng enttäuscht gezeigt. Und er traute ihm nicht über den Weg. Trotzdem hatte er ihn zurückgeholt und ihm wieder höchste Ämter beschafft. Unvergessen waren für Deng die frühen 1950er Jahre, als Mao über ihn sagte: »Seht euch Deng Xiaoping an, er ist klein und macht vielleicht äußerlich nicht viel her, aber er ist ein guter und fähiger Genosse.« Mao hatte sein Leben lang Deng zugutegehalten, dass dieser sich Anfang der 1930er Jahre in Ruijin auf seine Seite schlug, als die Shanghaier »Stadtkommunisten« mit Maos damals bäuerlicher Art und seiner Guerilla-Strategie nicht einverstanden waren und über ihn herzogen. Deng stand ihm damals bei. Bis zum Großen Sprung nach vorn zu Beginn der 1960er Jahre war Deng Parteisoldat und ein absolut loyaler Gefährte von Mao.

Deng hat seinen politischen Aufstieg Mao zu verdanken. In der Zeit in Yan’an und während des Bürgerkriegs übertrug er Deng wichtige militärische Posten, unter anderem die militärische Verwaltung des schwierigen Südwestens Chinas. Mao ernannte Deng nach Gründung der Volksrepublik zunächst zum Vizepremier, zum Mitglied der Planungskommission, zum Finanzminister und später dann zum wichtigen Direktor der Organisationsabteilung der Kommunistischen Partei – eine beeindruckende Reihe hoher Posten. Mao schätzte an Deng seinen Schaffensdrang, seine Unermüdlichkeit und sein zähes Durchhaltevermögen. Dadurch hob er sich von jedem anderen Spitzenkader – abgesehen vielleicht von Zhou Enlai – ab. Vor allem aber: Mao mochte Deng persönlich. Umso größer war Maos Enttäuschung, dass sie am Ende doch nicht an einem Strang zogen.

Aber auch Deng hatte Mao trotz der Demütigungen bis zum Schluss respektiert, ja sogar bewundert. Die Teilnahme an der Trauerfeier für Mao blieb Deng zwar verwehrt. Aber er stellte am selben Tag bei sich im Haus Mao zu Ehren einen Altar auf und zollte ihm auf diesem Weg seinen Respekt.141

Wie Deng die folgenden Monate genau verbrachte – darüber gibt es unterschiedliche Angaben. Einige behaupten, er habe zusammen mit seiner Familie in seinem früheren Pekinger Anwesen gewohnt.142 Andere meinen, dass er mit Hilfe von Marschall Ye und weiteren Generälen auf Militärstützpunkten zunächst in Peking, dann in Südchina untergetaucht war, um sich vor der Viererbande zu schützen. Dort soll Deng aber keineswegs untätig gewesen sein, sondern beim Militär und den dortigen Parteikadern um Unterstützung geworben haben143 – zur Vorbereitung seines dritten politischen Comebacks.



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